Dienstag, 5. August 2014

Ende und Anfang

 

Vorigen Donnerstag war mein letzter Tag in meinem Freiwilligem Sozialen Jahr.

Es hat mich doch mehr "mitgenommen" als ich gedacht hatte. Die letzte Woche und vorallem der letzte Tag haben sich total surreal angefühlt. Und als es dann tatsächlich soweit war, war ich total nervös und aufgeregt, und ich war über mich selbst deswegen überrascht. Denn auch wenn ich wusste, dass der 31.7. mein letzter Tag ist, an dem Tag selbst ist es mir dann doch erst schlagartig wirklich bewusst geworden.

Das letzte Jahr war sehr wichtig für mich. Unsere Seminarleiterin vom DRK hat zu uns gesagt, dass ist eine Erfahrung, die uns keiner mehr nehmen kann, ich aber mache mir mehr Sorgen, das ich all das was ich im Vergangen Jahr gelernt habe, mit der Zeit vielleicht vergessen werde. Und das will ich auf gar keinem Fall. Ich habe gelernt, was psychische Erkrankungen sind, welche Menschen und Schicksale dahinter stecken können und wie man mit ihnen umgehen kann. Ich habe gelernt wie ein Team funktionieren kann, was gut und was schlecht für ein Team ist und wie es sich an fühlt ein Teil von einem festen Team zu sein. Ich habe auch viel über mich gelernt. Meine Stärken und Schwächen sind mir jetzt viel bewusster als je zuvor und auch meine eigene Grenze habe ich kennengelernt. Ich kann jetzt besser auf fremde Menschen zugehen und ich kenne  das Gefühl,  wie es ist anderen schon durch Kleinigkeiten zu helfen. Insbesondere habe ich aber von meinen Kollegen und den Patienten auf Station Wichtiges lernen dürfen.

Auch wenn ich hier auf  meinem Blog versucht habe, alles was ich über mein FSJ geschrieben habe positiv darzustellen, war es natürlich so, dass es Höhen und Tiefen gab. Nicht alles was ich erlebt  uns gesehen habe war schön, ganz im Gegenteil es gab auch einige Erlebnisse und Momente die mich runtergezogen haben, durch die ich mich gefragt habe, ob ich mein FSJ vielleicht sogar schon früher beenden möchte. Doch ich habe es durchgezogen und es hat sich gelohnt. Denn auch wenn man negative Dinge erlebt hat, letztendlich kann man immer daraus lernen. Diese weitaus positiver Einstellung habe ich auch gelernt.

Wenn ich an meinen ersten Eintrag hier zurückdenke, in dem ich über mein FSJ geschrieben habe, und all meine Erwartungen und Vorstellungen die ich hatte, habe ich wirklich das Gefühl eine 180° Drehung gemacht zu haben. Teilweise war ich auch ein wenig naiv gewesen, aber eigentlich habe ich ganz im Allgemeinen das Gefühl, dass einem ein bisschen Naivität manchmal gar nicht schadet. Natürlich habe ich mir manches anders vorgestellt, jedoch wusste ich im Prinzip noch nicht mal was ich mir denn genau vorzustellen habe. Wie am Anfang als auch jetzt am Ende vertrete ich immer noch, dass jeder Mensch in seiner Psyche erkranken kann, und keiner davor geweiht ist.

Mein FSJ in der Psychiatrie wollte ich nicht machen, weil ich mit dem Gedanken gespielt habe später mal Arzt, Psychologin, Krankenschwester, Ergotherapeutin etc. zu werden. Ich habe es rein Interesse halber gemacht und weil ich nach dem Abi mal was anderes erleben wollte. Doch auch wenn ich immer noch keines dieser Berufe anstrebe (auch wenn ich es mir zwischendurch durchaus überlegt habe), sind diese Berufe bzw. diese Menschen, die diese Berufe ausüben wirklich ehrenwert. All meine Kollegen und alle Menschen, die ich an meiner Arbeit kennenlernen durfte verdienen von mir den tiefsten Respekt. Gerade meine Kollegen aus der Pflege sind für mich solche beeindruckenden Menschen, da sie jeden Tag solche eine Kraft aufweisen müssen und das teilweise schon über 20 Jahre lang. 

Es gibt sovieles was ich vermissen werde. Ich werde das Gefühl vermissen für andere da zu sein, anderen zu helfen und den täglichen Kontakt mit den verschiedensten Menschen zu haben. Man hatte jeden Arbeitstag das Gefühl schon etwas wichtiges/wertvolles getan zu haben. Das Gefühl Verantwortung zu übernehmen und die Erfahrung zu machen, dass ich Menschen helfen kann war sehr schön. Immerhin ist man (wenn man es durchzieht) ein ganzes Jahr ein einem Standort /einen Arbeitplatz gebunden, an dem man sich (wenn man Glück hat) von mal zu mal wohler fühlt. Mit der Zeit werden einem viele Sachen selbstverständlicher, man gewöhnt sich an vieles und man lebt sich ein und fühlt sich zugehörig.

Das alles, dieser ganze Abschnitt ist jetzt vorbei, der nächste kommt bald aber wenn ich ehrlich bin bin ich momentan noch nicht richtig bereit dafür. gedanklich fühle ich mich noch ein wenig in der Schwebe zwischen diesen beiden Abschnitten

Das alles was ich jetzt geschrieben habe erinnert mich an ein Thema was wir in der Schule in Ethik mal durchgeführt haben. Es war das "Höhlengleichnis" von Platon. Ich versuche es kurz und nicht zu abstrakt zu halten, damit es nicht zu langweilig wird, mich jeder noch verstehen kann und ich nicht als Ober-Streberin rüber komme.

Im Grunde geht es um eine Geschichte, von Menschen, die ihr ganzes Leben gefesselt in einer Höhle verbringen, sodass sie auf eine Wand starren. In hinteren Teil der Höhle brennt ein Feuer, was dazu führt , dass Menschen und Gegenstände (die diese tragen) auf diese Wand als Schatten projiziert werden, welche hinter den gefesselten Menschen lang laufen. Ihr ganzes Leben lang haben die Menschen diese Schatten als das Wahre angesehen haben und es ist das einzige ist was sie je zu Gesicht bekommen haben. Eines Tage wird einer der Gefesselten befreit und gezwungen die Höhle zu verlassen. Der Aufstieg ins Freie ist schmerzhaft für ihn, muss er sich doch erst an die neue Umgebung gewöhnen. Doch als ein wenig Zeit vergangen, und er draußen, außerhalb der Höhle ist, kommt er zu einer Erkenntnis. Durch dieses Erlebnis/diese Erfahrung erkennt er das die Höhle, eine Höhle ist und er erkennt das die Schatten, die er sein ganzes Leben lang als die einzige Realität anerkannt hat in Wahrheit nur ein Abbild von der wahren Realität ist.
Mit dieser Erkenntnis möchte er zurück zu seinen ehemaligen Gleichgesinnten um ihnen von seinem Erlebnis zu erzählen und sie zu der gleichen Erkenntis zu bringen. Der Abstieg ist für ihn, ähnlich wie der Aufstieg anstrengend, denn auch wenn ihn  diese Umgebung von früher bekannt ist, kann er sich nicht mehr mit ihr wohl fühlen und sich mit seinem vorigen Selbst nicht mehr identifizieren. 
Als er zu den Gefesselten kommt, und ihnen sein Erlebnis und sein neues Wissen näher bringen möchte, blocken diese ab, denn da sie selbst diese Erfahrung nicht gemacht haben, können sie sich all das nicht vorstellen. Manch einer ist sogar erschrocken oder sogar belustigt, doch alle können sich mit dieser Vorstellung nicht wohl fühlen, die doch so sehr von ihrem gewohntem Leben bzw. Alltag abweicht.

Im Grunde genommen, fühle ich mich ähnlich wie dieser befreite Mensch. Den "Aufstieg", die Entscheidung mein FSJ zu machen, kam aus meinem Wunsch, dass ich erkennen wollte, wie es in einer Psychiatrie in Wahrheit aussieht. Ich wollte mich nicht länger mit den Vorurteilen zufrieden geben lassen oder den Bilden, die im Fernsehen gegeben werden. In den ersten Wochen in meinem FSJ, gab es soviel zu lernen und neues zu sehen, dass es mich schon fast erschlagen hätte. Doch als ich die Informationen mit der Zeit verdaut hatte, begann ich ich wohler zu fühlen und mich zurecht zu finden. Durch all meine Erfahrungen und Erlebnisse bin ich gereift ich habe oft versucht den Absteig zu anderen Menschen zu machen, die nicht die gleiche Erfahrung gemacht haben um ihnen von all dem zu erzählen. Doch wie in der Geschichte, kann ich mich selber nicht mehr mit meinen vorigen Vorstellungen und denen der "anderen Menschen" identifizieren und es kommt mir unheimlich fremd vor.
Das ist das einzig negative, was ich in der ganzen Sache sehen kann, denn ich habe mir auch von Anfang an gedacht, dass ich genau das machen möchte, ich möchte meine Erfahrungen und Erlebnisse weitergeben. Es stimmt, man muss selbst die Erfahrung gemacht haben um es richtig verstehen zu können.
Nichtsdestotrotz hatte meine Seminarleiterin recht. Diese Erfahrung kann uns keiner mehr nehmen und ich werde mich wohl mein Leben lang mit dem Thema "psychische Erkrankungen" beschäftigen.  
Es ist ein Teil von mir geworden. Und darauf bin ich stolz.


Bis demnächst,
Louisa



Lied des Tages:  Bon Iver- skinny love

Freitag, 27. Juni 2014

Zusammengeführte Gedanken

 

Es ist eine Tatsache, dass Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden von einem Großteil der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Sie sind einfach nicht "normal" und somit wohl nicht dazu im Stande den Werten und Normen der Gesellschaft gerecht werden zu können.
Die Wahrheit ist ihnen wird keine Chance eingeräumt. Die Wahrheit ist, dass die meisten Menschen von psychisch kranken Menschen und psychischen Erkrankungen nichts wissen wollen. Die Wahrheit ist, dass jene Menschen, die über psychische Erkrankungen aufgeklärt sind und Menschen mit eben solchen Erkrankungen akzeptieren, meist selbst erkrankt sind, Verwandte haben die erkrankt sind oder in diesem Umfeld arbeiten.
Für mich persönlich ist das eine traurige Wahrheit.
Diese Menschen, die ich als Patienten auf meiner Station kennenlerne, sind vor allem das: Menschen, so wie du der das hier liest. Sie sind nicht die Erkrankung, sie sind eine Persönlichkeit mit einem individuellen Charakter, mit eigenen Gefühlen und Gedanken.
Sie sind Menschen, die zum großen Teil sehr viele Schicksalschläge in ihrem bisherigem Leben erleben mussten, die Leid erfahren haben in allen erdenklichen Formen. 
Jeder Mensch kann eine psychische Erkrankung in seinem Leben bekommen. Jeder. Keiner und zwar absolut keiner ist davon ausgeschlossen. Man kann sich einzig und allein glücklich schätzen wenn man selbst nicht betroffen ist.
Ich selbst habe in der Psychiatrie, auf der ich mein FSJ ableiste, bisher über 100 psychisch erkrankte Menschen kennengelernt. Mir sind so einige Schicksale sehr ans Herz gegangen. Doch vorallem anderem, was ich gelernt und gesehen habe, habe ich unter den Patienten, Menschen kennengelernt, die hätte ich sie nicht in diesem Rahmen kennengelernt, gerne als private Freunde gehabt hätte. 
Sie bringen mir bei, wie man aus den allerschlimmsten Zeiten wieder heraus finden kann. Sie bringen mich zum lachen und zum staunen. 
Um nicht falsch verstanden zu werden, fühle ich mich gezwungen nochmal zu sagen, dass diese Menschen natürlich auch anstregend sein können und teilweise anspruchsvoll und so manch einmal viel von einem abverlangen, doch diese Menschen sind schwer krank, und wie ich sagte, wir sind nicht nur den Unterschied des gesunden und psychisch kranken Zustandes voneinander getrennt,  sondern, durch die Tatsache, dass wir beide Menschen sind miteinander verbunden.

Es macht mich traurig, dass noch so viele Vorurteile gegenüber diesen Menschen herrschen.
Wenn ich anderen Menschen, sei es Verwandte, Freunde oder Menschen, die ich kennenlerne auf die Frage hin, was ich gerade so mache antworte, dass ich ein FSJ in der Psychiatrie mache , griege ich immer die selben Arten von Reaktion zu hören.
Entweder es folgt darauf ein "Ach ja...das ist sicherlich auch interessant, aber bestimmt auch anstrengend..." oder eine Aussage wie "Soso, dann bist du also bei den Verrückten" (wobei ich mir noch nicht mal sicher bin, dass das als ernst gemeinter Witz gemeint werden kann), worauf auch schnell ein Themenwechsel folgt.
Ganz selten ist jemand wirklich interessiert, fragt genau nach was ich dort denn so Tag ein Tag aus mache, wie die Tagesabläufe aussehen oder sonstiges.
Und das muss ich ganz ehrlich sagen macht mich traurig. Kurz nachdem ich mit meinem FSJ angefangen habe und die ersten dieser Kommentare kamen, war ich noch sauer auf diese Leute, weil ich es besser als sie wusste, sie mir aber nicht zuhören wollten, da das Thema ja womöglich ansteckend wie eine unangenehme Krankheit sein könnte. 
Doch mittlerweile habe ich verstanden, dass es leider so ist wie es ist: die Gesellschaft an sich, nicht der Einzelne ist das Problem, was nicht heißt, dass ich nicht mehr dazu beitragen möchte das zu ändern. 
Auch hat sich mir das Problem geöffnet, einem Menschen, der noch nie in Kontakt mit dem Thema Psychiatrie und psychische Krankheiten im realen Leben getreten ist,  dieses Thema näher zu bringen. Es ist nun mal eine vollkommen andere Welt, die sich Menschen öffnen müssen. Es ist schwierig, Erlebnisse aus meinem FSJ zu erzählen ohne lang und breit auszuholen und gleichzeitig alles so dar zu geben, dass man es sich wirklich vorstellen kann und das es dem entspricht wie es ist. Das ist nicht einfach und es frustriert mich immer mehr, dass ich, die andere gerne für dieses Thema sensibilisieren möchte, Schwierigkeiten damit habe das so umzusetzen, wie ich es mir wünschen würde. 

Was ich fordere ist Gerechtigkeit. Mehr nicht.
Schon in der Schule sollten junge Menschen meiner Meinung nach, das erste Mal in Kontakt mit psychischen Erkrankungen kommen. Und auch allgemein sollte viel mehr Aufklärung darüber herrschen, und zwar am Bestem von aktuell oder ehemaligen Betroffenden selber.
Das hätte nicht nur den Effekt, dass Menschen offener mit diesem Thema umgehen, sondern, bei sich selber oder in ihrem Bekanntenkreis, früher psychische Erkrankungen erkennen würden, die nämlich in viel zu vielen Fällen mangels schlechter Aufklärung erst erkannt werden, wenn sie schon weit vorangeschritten ist.


Fürs erste ist dieser kleiner Text das nächst beste, was ich gefunden habe, um all diesen Gedanken einen Raum zu geben, und somit zu hoffen, dass sie bei anderen genauso ankommen, wie ich sie gemeint habe.


Bis demnächst,
Louisa




Lied des Tages: The Cinematic Orchestra- Arrival of the brids and transformation
                              https://www.youtube.com/watch?v=MqoANESQ4cQ

Donnerstag, 6. Februar 2014

 Eine der wichtigsten Dinge, die man im FSJ lernt



Man kann wirklich sagen, dass ich schon allerhand in meinem FSJ gelernt habe. Soviel, dass sich die 6 Monate schon wie eine ganze lange Reise an fühlen, die ich in einem Jahr hätte erlebt haben können. 
Es gibt aber auch noch einiges was ich lernen kann und will in dem nächsten Halbjahr, jedoch habe ich schon eine wichtige Lektion gelernt. Und jeder, der ein FSJ gemacht hat oder gerade dabei ist wie ich kennt sie: die Lektion die mit dem Problem einhergeht zu lernen, sich während seines FSJ richtig einzuschätzen bzw. vorallem sich nicht zu überschätzen. Und das denke ich ist vordergründig ein Problem wenn man, wie ich ein FSJ in der Psychiatrie macht.
Natürlich spreche ich gerade nur aus eigener Erfahrung, aber ich denke ich liege auch nicht schwer falsch wenn ich behaupte, jeder der mit seinem FSJ oder auch meinendwegen Praktikum oder generellen Arbeiten in einem neuen Arbeitsplatz anfängt, möchte sich in gewisser Weise unter Beweis stellen und einen guten Eindruck machen. Dadurch entsteht aber oftmals das Gefühl alles richtig machen zu wollen, was und das ist wichtig, nicht damit gleichzusetzten ist, alles, was einem aufgetragen wird letztlich auch machen zu müssen.
Es ist wichtig, auf sein eigenes Gefühl zu hören und seine Gedanken auch mitzuteilen und nicht für sich zu behalten. Und dass man sich einer Aufgabe nicht gewachsen fühlt, heißt nicht automatisch, dass man schlecht ist. Letztlich geht es darum, seine Grenzen kennenzulernen und ein besseres Gefühl zu entwickeln, was man kann und was man nicht oder noch nicht kann. Das wiederrum kann man nur mit der Zeit lernen und indem man immer wider neue Situationen erlebt. 
Mir zumindest ist es ziemlich schwer gefallen und fällt es teilweise immer noch schwer mich und meine Fähigkeiten etc. richtig einzuschätzen. An meinem ersten Tag, damals noch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie war ich hochmotiviert und wollte sofort anfangen, habe aber ganz schnell gemerkt, dass ich erst einmal die ganzen komplett neuen Eindrücke verarbeiten musste und andererseits erst einmal diese völlig neue Welt kennenlernen musste um mich zurecht finden zu können. Tagelang war die Aufgabe, die ich von meinen Kollegen bekommen habe erst einmal zu zuschauen und alles zu beobachten. Klar, geht einmal das mit der Zeit auf den Keks, man möchte endlich mithelfen und arbeiten. Aber ich sag dir eins, diese ersten paar Tage und Wochen sind die Wichtigsten und es ist völlig in Ordnung oder viel mehr es muss so sein, dass man sich erst zurück nimmt. Sobald dann die ersten Aufgaben kommen will man gleich loslegen, nach all der Zeit in der man hauptsächlich den stillen Beobachter gespielt hat. Bei mir war es dann so, dass ich gleich bei manchen Aufgaben gemerkt habe, dass sie schwieriger sind als die ausgesehen haben. Ich habe sie unterschätzt. Zumal in einer Psychiatrie Situationen vorkommen können, die vollkommen unerwartet und herausfordernd sein können. In welchen, man sich nicht nur selbst von seiner Psyche her gefährden kann, sondern auch den Patienten. Aber der Schutz von einem Selbst geht immer vor.
Meine Erfahrung womit ich die Lektion hauptsächlich gelernt habe, war im Dezember, als wir eine Krebspatientin auf Station hatten. Es ist schwierig diese Situation zu beschreiben, aber es war so, dass ich mich in gewisser Weise für sie verantwortlich gefühlt habe und sie gerne täglich sehen wollte, damit ich wusste wie es ihr ging. Eigentlich hatte ich Angst um sie. Ich habe an dem Bild festgehalten, wer sie einmal war auch wenn dieses Bild immer mehr verschwommen ist, da sie Metastasen im Kopf hatte und zwischen Stimmungen und in gewisser Weise auch in Persönlichkeiten gewechselt hat. Es waren nicht meine Kollegen gewesen, die sie mir aufgedrängt haben und mich in ihr Zimmer geschickt haben um sie zu pflegen. Viel mehr wollte ich es selbst. Diese intensive Zeit ging so eine Woche lang und von einem Moment auf den Anderem wurde mir erst bewusst, was das alles schleichend mit mir angestellt hat. Meine Nerven waren ziemlich am Ende. Das alles habe ich aber erst dann und noch stärker nach mehreren Urlaubstagen so richtig wahrgenommen.
Damit will ich sagen, dass man sich überschätzt hat, merkt man meist erst, wenn es schon zu spät ist. Trotzalledem ist es wichtig diese Erfahrung mal zu machen, da sie einem die eigenen Grenzen aufweist, die man für die bessere Einschätzung von sich selbst braucht.
Seidem fällt es mir zwar immer noch nicht leicht mich stets richtig einschätzen zu können und mich freiwillig aus Situationen rauszuziehen, denen ich mich nicht gewachsen fühle, aber wenn ich an diese Zeit im Dezember denke, ist mir mehr denn je bewusst, dass es mit das wichtigste ist, dass man sich selbst schützt. Auch wenn man Kollegen wie ich hat, die sehr einfühlsam und verständnisvoll sind, selbst die können einen nicht immer richtig einschätzten wenn sie einem eine Aufgabe geben. Vorallem wird es schwierig, wenn man schon längere Zeit in seiner Einsatzstelle ist, und man von seinen Kollegen aus zum Team dazugehört und man sich selber auch dazugehörig fühlt.
Schließlich geht es nicht darum sich komplett auszupowern und seine Grenzen überzustrapazieren sondern viel mehr auch wider gesund aus dem FSJ raus zu kommen. Es geht darum, dass richtige Maß zu finden, zwischen ich unterschätzte mich und traue mir nichts zu, und ich mache zu viel und bin komplett überfordert. Meine Kollegen und mittlerweile auch ich, haben mehrere Schüler erlebt, die damit schwer zu kämpfen hatten.


Man braucht Mut dazu, sich einzelnen Situationen zu stellen aber genauso viel oder sogar mehr Mut um sich selber zurückzunehmen und jemanden mitzuteilen, das man sich für manche Sachen nicht gewappnet fühlt




Bis demnächst,
Louisa


-Lied des Tages: Young the Giant- Anagram

Sonntag, 5. Januar 2014

 Krankheitsbild: Depression

Teil III


Im dritten Teil meiner kleinen Reihe, schauen wir uns mal die Symptome von Depressionen an.
Die Symptome machen sehr deutlich, dass sowohl der Körper, als auch die Seele bei dieser Erkrankung betroffen sind. Eine Diagnose für eine Depression wird gestellt, wenn eine bestimmte Anzahl und Ausprägung von Symptomen vorliegen, d.h. es müssen mindestens zwei Haupt- und mindestens zwei Zusatzsymptome vorliegen. Letztere müssen auch noch mehr als 2 Wochen andauern. Die Anzahl der vorhandenen Symptome gibt Auskunft über den Schweregrad der vorliegenden Depression.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch, bevor ihr weiterlest ja mal selber testen, wie ihr euch  einen depressiven Menschen so im Allgemeinen vorstellen würdet und eure Beschreibungen dann mit den Symptomen vergleichen, die ich hier nenne.


Insgesamt spricht man immer von 3 Hauptsymptomen.
Die lateinische Übersetzung von "deprimere" heißt niederdrücken, und beschreibt somit auch schon das erste Hauptsymptom: die gedrückte Stimmung. Dabei handelt es sich um einen alles umfassenden und lang andauernden Zustand. 
Manchmal, so beschreiben es wohl viele Patienten, scheint er wie aus heiterem Himmel ohne sonderliche Vorzeichen zu kommen, eben wie ein innerer Schalter, der plötzlich umgeschaltet wird. Wiederherum beschreiben andere eine schleichenden Verlauf.
Als nächstes gibt es die Interessen- & Freudlosigkeit. Psychiater sprechen von einer Anhedonie, also einer depressiven Freudlosigkeit, welche wiederum durch die "Edonie", sprich Glückseligkeit sprachlich zu erklären wäre. Auch diese hält an und nimmt alles in Besitz.
Letztlich wird auch stets die Antriebstörung als Hauptsymptom anerkannt. Für Psychiater entspricht der Antrieb der Lebensenergie. In der Depression erlebt man ein Verlust dieser bzw. eine Antriebsminderung. Jede Bewegung fällt schwer und ist eigentlich schon zu viel. Sehr schnell stellt sich eine körperliche Erschöpfung ein.
Interessant wäre es vielleicht noch zu bemerken, dass es auch genau das Gegenteil, nämlich die Unruhe bei depressiven Patienten gibt, welches als zusätzliches Symptom aufgeführt wird. Diese Patienten finden einfach keine Ruhe, stehen sozusagen ständig unter Strom und brauchen eine Beschäftigung.
Bei den Zusatzsymptomen könnte ich wesentlich mehr nennen, beschränke mich aber des Platz wegen nur auf ein paar, die mir auch selbst des öfteren auf Station begegnet sind.
Häufig kommt es zu einer verminderten Konzentration und Aufmerksamkeit, was wiederrum mit einer teilweise immer größer werdenden Leere im Kopf und dem Gefühl der Verdummung assoziiert wird. Daraus resultiieren dann durchaus die bekannten Denkmuster, das man ja selbst nichts könne, sprich im Wesentlichen einem Verlust des Selbstvertrauens.
Ganz viele Patienten auf meiner Station haben zum Beispiel Schwierigkeiten damit dem Inhalt eines Romans zu folgen und sich dabei alles zu merken. Einige greifen dann zu Kurzgeschichten oder Zeitschriften, damit ihr Frust, der dadurch entsteht nicht Überhand gewinnt.
Es findet eine Abwertung von sich selbst statt. Und klar ist, wer sich selbst nicht attraktiv findet und nicht mit sich sebst zufrieden ist, möchte auch nicht bzw. kann es nicht nachvollziehen oder wahrhaben, wenn jemand sie auf ihre Fähigkeiten, Talente etc. hinweist. Das muss erst wieder erlent werden. 
Außerdem können dadurch viele Sex gar nicht mehr genießen, wobei man hier auch anmerken muss, dass das auch den Wirkungen von vielen Medikamenten zu tun hat.
Einige Patienten leiden auch unter erheblichen Schlafstörungen. Sie haben Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen oder erwachen am frühen Morgen. Und das wiederrum wird oftmals verursacht durch eine starke Grübelneigung, bei der die Patienten alle möglichen Sorgen und Gedanken bis ins letzte Detail durchdenken, um letztlich keine Ruhe zu finden.
Bekannt wäre dann natürlich auch noch die Tagesschwankungen, die jedoch nicht immer so ablaufen, dass es ein Morgentief und ein abendliches Hoch gibt. Auch die andere Reihenfolge kann, wenn auch eher selten, durchaus auftreten.


Und habt ihr euch ein wenig auf die Probe gestellt? In wieweit haben eure Vorstellungen übereingestimmt und wo eher weniger?
Der Grund warum ich zu den einzelnen Symptomen ein, zwei Sätze mehr geschrieben habe ist folgender: ich glaube nämlich, dass man sich durch die beschreibenden Symptome eine Depression viel besser vorstellen kann und hier schon der Fehler einer realistischen Vorstellung liegen kann. Zum einem sind einem vielleicht viele Symptome in Bezug zu einer Depression gar nicht bekannt und zum anderen auch wenn man manche Adjektive oder Beschreibungen mit der Krankheitsbild einer Depression assoziert liegt doch gerade die Schwierigkeit gerade darin, diese Symptome dann auch richtig in Bezug zu deiner Depression anzuwenden, da der Ausmaß oder gar die gesamte Symptomatik bei einem depressiven Menschen ganz anders ist, als bei einem gesunden Menschen.
Obwohl ich die Symptome dann doch mehr oder weniger nur aufgezählt habe, meine ich, dass dieser Teil wirklich sehr wichtig für das grundliegende Verständis ist. 

Zum Schluss hätte ich noch ein kleines "Gedankenspiel" für euch. Bis jetzt wisst ihr schon so manches über eine Depression, wenn ihr alle meine teile gelesen habt. Nun versucht euch mal vorzustellen, ihr würdet selbst unter diesen Symptomen leiden. Natürlich bin ich mir bewusst, und durch meine fast schon 6 monatige Zeit meines FSJ noch mehr, dass es schwierig ist sich so etwas vorzustellen, wenn man selber noch nie bewusst in Kontakt zu solchen Menschen getreten ist.
Doch trotzalledem wünsche ich mir, dass ihr es mal versucht.
Wie schwierig ist es dann noch den Gedanken oder Denkmustern eines depressiven Menschen zu folgen?
Und letztlich: erkennt ihr eine "kleiner werdende Grenze" zwischen euch und einem erkrankten depressiven Menschen?



Bis demnächst,
Louisa


- Lied des Tages: Pink- Pleas don't leave me
http://www.youtube.com/watch?v=q-XLvUpvjZo 

Samstag, 14. Dezember 2013

 Krankheitsbild: Depression

Teil II.II.

 

2. Die psychologische Erklärung:

Die Ansätze des psychologischen Verständnisses der Depression befassen sich mit den depressiven Gefühlen, Gedanken und daraus folgend dem Verhalten und den möglichen körperlichen Symptomen. Zwei Richtungen, denen ausgearbeitete Theorien als Grundlage ihres therapeutischen Vorgehens dienen sind die Tiefen- & die Verhaltenspsychologie. Bei beiden spielt die individuelle Vergangenheit eine sehr wichtige Rolle.


2.1. Die Tiefenpsychologie

Laut der Tiefenpsychologie ist die Depression eine Folge einer früheren negativen Erfahrung, die sowohl unser Erleben, als auch unsere Gefühls- und Gedankenwelt geprägt hat. Eine aktuelle Krise (in welcher Art und Weise auch immer) "passt" dann in diese Prägung der Tiefe und löst somit eine Depression aus. 
Deswegen sprechen Psychoanalytiker der Depression eine sehr wichtige Funktion zu. Wenn alle anderen Lösungsversuche in einer bedrohenden Situation nicht helfen, wird die Depression im Sinne einer Notbremse oder eines "biosozialen Schutzmechanimsus" verwendet. Letztendlich handelt es sich um einer Überlebenstrategie aus der Kindheit.


2.2. Verhaltenspsychologie

Bei der Verhaltenspsychologie gibt es drei wichtige Modelle mit unterschiedlichen Ansätzen.

2.2.1. Das Verstärkerverlustmodell:

Hierbei geht man davon aus, dass Depressionen durch zu wenig "positive Verstärkung" ausgelöst werden kann. Daraus entsteht ein Mangel an angenehmen Erfahrungen und Erlebnissen (vor allem im zwischenmenschlichen Bereich). Bestimmte Verhaltensweisen und -muster werden immer seltener belohnt, wodurch diese immer mehr reduziert werden und schließlich gänzlich verschwinden.

2.2.2. Das Modell der erlernten Hilflosigkeit:

Mit dem Ansatz, dass Depressionen auf fehlgeleiteten Lernprozessen beruhen, beschäftigt sich dieses Modell. Betroffene haben in der Vergangenheit Erfahrungen mit Situationen gehabt, in denen sie keine Kontrolle hatten, und sie selbst nichts am Ausgang dieser Situation ändern hätten können. Der fehlgeleitete Lernprozess beruht dann darauf, dass Betroffene in immer mehr und schließlich in gänzlich allen Situationen keine Eigeninitiative betreiben. Obwohl es sich dabei sehr wohl um Situationen handelt bei denen es wichtig wäre einzugreifen.


- Beispiel:
Eines unserer Gruppen auf Station heißt "CBASP" (übersetzt: „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy”). Im Wesentlichen geht es dabei darum, dass ein Patient eine Situation, die ihm vor kurzem oder vor längerer Zeit passiert ist und mit derem Ausgang er nicht zufrieden war, vorstellt. Im Verlauf der Zeit wird dann vom Patienten unter Hilfe von den Mitpatienten und des Psychologen diese Situation aufgeschlüsselt.
Wie das genau funktioniert möchte ich hier kurz an einem Beispiel nochmal erklären. Eine Patientin erzählte mal von der wöchentlichen Situation, dass sie wenn sie am Wochenende nach Hause geht ihr Mann sie jedes Mal darum bittet doch auch ihre Schwiegermutter zu besuchen. Obwohl sie das nicht gerne macht, da ihre Schwiegermutter immer nur von sich selber und ihrem Leiden erzählt und sie nie nach ihrem Befinden befragt, fühlt sie sich doch stets durch die Bitte ihres Mannes und ihrem eigenem schlechten Gewissen dazu gezwungen. Somit waren schon die Fakten festgelegt, d.h. was vor und was in der Situation geschehen ist.
Weiter geht es dann mit den Interpretionen (meist drei) des Patienten in dieser Situation. Ihre waren, dass sie das Gefühl hatte ihre Schwiegermutter würde sich nicht für sich interessieren, sie würde ihre positive Veränderung gar nicht bemerken oder das ihre Schwiegermutter sich vielleicht gar nicht ihres Verhaltens gar nicht bewusst ist oder gar mal jemanden zum Reden braucht.
http://netzlogbuch.de/wp-content/uploads/2013/07/Kiesler-Kreis.pngIm nächsten Schritt soll dann der Patient sein eigenes Verhalten im sogennanten "Kiesler Kreis" einordnen. Sie selbst hat sich mit Hilfe im unteren linken Viertel eingeordnet. Sie hat sich nicht wirklich für die zahlreichen Beschwerden ihrer Schwiegermutter interessiert, wodurch sie nicht viel zum Gespräch beigetragen hat und teils auch nicht zuhörte. Die nächsten Fragen sind dann die, wie die Situation ausgegangen ist und wie sie sich es gewünscht hätte. Sie meinte die Situation würde immer so ausgehen, dass sie unbefriedigt aus dem Gesprächen herauskommen würde. Und zwar deshalb, weil ihre Schiegermutter wiedermal sich nicht nach ihrem derzeitigem Befinden gefragt hat und wiederholt nur von sich redet. Auch hat sie sich mehrmals nicht getraut ihr Problem mit der Situation anzusprechen.Gleichzeitig hätte sie aber auch immer ein schlechtes Gewissen, dass sie nie Lust auf diese Besuche hat und dann auch nie wirklich zuhört. Was sie sich wünschen würde, sollte demnach klar sein. Sie möchte, dass ihre Schwiegermutter sich auch mal nach ihrem Befinden erkundigt und sie eine ausgeglichene Beziehung haben. Nun geht es darum, zu erkennen, wie man das nächste mal mit einer solchen Situation umgehen sollte, um das Ergebnis zu erlangen, dass man sich wünscht. Dazu werden zunächst die Interpretationen der Situation angeschaut. Dass sie denkt, dass ihre Schwiegermutter sich nicht für sie interessieren würde, ist kontraproduktiv und wenn sie sich darauf versteifen würde, würde das nicht zu einer Besserung führen. Jedoch sind die Ansätze, dass ihre Schwiegermutter nichts von ihrem Wunsch ahnt und vielleicht auch gar nicht weiß, wie sie seit sie ihre Erkrankung hat umgehen kann sind Gedanken, die durchaus wert sind in Betracht zu ziehen. Ihr Verhalten wird auch nochmal genauer beleuchtet. Um zum gewünschten Ergebnis zu kommen sollte sie sich im oberen rechten Viertel befinden, anstatt wie vorher im unteren linken. Zum Schluss wird ein sogenannter "Schlachtruf" formuliert, d.h. wenn der Betroffene in der Zukunft auf eine ähnliche oder wie im dem Fall wieder auf die selbe Situation trifft, soll er sich anhand dieses Rufes an diese Analyse mit all seinen Aspekten erinnern. In diesem Fall war es "Du bist auch wichtig". Somit sollte das Ziel erreicht sein: dem Patienten wird veranschaulicht, dass sein eigenes Verhalten sehr wohl wichtig ist und dementsprechend auch Auswirkungen darauf hat, wie eine Situation ausgeht.


2.2.3. Das kognitive Modell:

"Negative Gedanken sind die Ursache negativer Gefühle"- so der Ansatz dieses Modells. Die typischen negativen Gedanken lassen sich in drei Bereiche einteilen: die Fehleinschätzung der eigenen Person (oftmals Unterschätzung), eine falsche, stets negative Einschätzung der gegenwärtigen Situation und die pessimistische Sicht in die Zukunft. Diese Denkmuster haben die Betroffenen gelernt. Die Art und Weise wie wir als Kinder unsere Welt gesehen haben, hat auch Einfluss auf unsere heutige Sicht der Dinge. Kränkungs- und Verlusterfahrungen haben auch laut dieses Modells einen entscheidenen Einfluss darauf wie wir denken und demnach fühlen.
Aus all dem entstehen typische Denkfehler. Wie falsche Verallgemeinerungen und Schlussfolgerungen.

- Beispiel:

In den letzten Wochen habe ich hin und wieder mit einer älteren Patienten Gesellschaftsspiele gespielt, da sie aus lauter innerer Unruhe immer eine Beschäftigung sucht. Sobald ich im Spiel vorne lag kam stets die Bemerkung von ihr "Ach, wir brauchen gar nicht weiterspielen, ich habe doch sowieso verloren". Auch wenn dieses Beispiel etwas lapidar klingt, aber dennoch ist es wie ich finde ein sehr gutes Beispiel. Gegen diese Denkfehler kommt man sehr schlecht an. Selbst wenn ich mich bemüht habe sie auf ihre Erfolge im Spiel hinzuweisen und sie zu motivieren noch nicht aufzugeben, letzten Endes hatten für sie die Runden, in denen sie verloren hatte ein viel größeres Gewicht als solche in denen sie gewonnen hatte. Im diesem Zusammenhang spricht man von einer selektiven Wahrnehmung 



Bis demnächst,
Louisa


Lied des Tages: Carl Carlton- Everlasting love
 http://www.youtube.com/watch?v=u3AXKjlH4rQ 

Dienstag, 10. Dezember 2013

 Krankheitsbild: Depression

Teil II.I.


Erst seit ca. 200 Jahren werden wissenschaftliche Erforschungen dieser Krankheit betrieben, die sie als eine eben solche psychische Krankheit anerkennen. In den letzten Jahrzehnten fand ein enormer Zuwachs an Wissen und Erkenntnissen statt, die aus den verschiedensten Wissensgebieten hervorgingen. Sie alle gingen von verschiedenen Ansätzen aus, stellten sich unterschiedliche Fragen und bekamen unterschiedliche Antworten. 
Da es sich bei einer Depression um eine psychobiologische Krankheit handelt, werden beide Ebenen- die biologische, als auch die psychlogische- bei der Erklärung der Entstehung miteingebunden.
Deshalb verfolgt die Depression 2 Ziele: die biologische Erklärung und das psychologische Verständnis von Depressionen.

1. Die biologische Erklärung:

http://i.onmeda.de/synapse.jpgUm diese "Erklärungsebene" für jeden verständlich zu machen, hole ich jetzt erstmal lieber ein wenig aus.

Unser Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die miteinander verbunden sind, und durch sogenannte Neurotransmitter (Botenstoffe) miteinander in Kontakt treten können, indem sie Informationen weiterleiten. Die Verbindungstelle heißt Synapse.
Rechts abgebildet könnt ihr sehen, wie eine solche "Informationsübertragung" schematisch abläuft.
Eine Nervenzelle (Nervenzelle Nr.1) ist mit ihrem synaptischen Endknöpfchen mit dem Zellkörper einer anderen Nervenzelle verbunden. Wenn dann in der ersten Nervenzelle durch Weiterleitung ein elekrischer Impuls eintrifft, bewirkt dieser Reiz, dass der Impuls bis zu den synaptischen Endknöpfchen in der Zelle weitergeleitet wird. Dadurch werden Neurotransmitter, die in diesen in Vesikeln enthalten sind, "frei", d.h. sie verlassen die Zelle und treten in den synaptischen Spalt ein. An der anderen Nervenzelle können sie dann an Rezeptoren (Andockstellen) binden, wodurch die zweite Nervenzelle erregt wird, und wiederrum ein elekrischer Impuls entsteht.
Neurobiologen haben dann herausgefunden, dass die Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin nicht im ausreichendem Maße bei depressiven Menschen im synaptischen Spalt enthalten sind, und somit das Gleichgewicht dieser biologischen Funktionen gestört sind. Diese Erkenntnis ist erst gut nachzuvollziehen, wenn man sich mit den Funktionen dieser Neurotranmitter auseinandersetzt.
Dopamin ist für die Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit und die motorische Aktivität verantwortlich. Noradrenalin entsteht wiederrum aus Dopamin und ist für die Steuerung und Wachheit verantwortlich. Serotonin ist schließlich ein Neurotransmitter der als zentraler Stimmungsmacher für den Appetit, den Sexualtrieb und auch unter anderem für das psychische Wohlbefinden verantwortlich ist. All diese Funktionen und Fähigkeiten des menschlichen Körpers sind durch den Mangel an den wichtigen Neurotransmitter gestört.
Aufgrunddessen werden viele Menschen mit Antidepressiva behandelt, die gezielt auf den synaptischen Spalt einwirken. Denn zum einem können sie das Enzym hemmen, was für den Abbau der Neurotransmitter im synaptischen Spalt arbeitet, oder sie hemmen die Wiederaufnahme der abgebauten Neurotransmitter zurück in die Nervenzelle, die sie ausgeschüttet hat. So oder so wird erzielt, dass es eine erhöhte Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt gibt, wodurch ihre Wirkung verstärkt wird.

Bis jetzt ist die Forschung noch nicht so weit, dass sie behaupten kann Depressionen wären durch Gene veranlagt, jedoch ist es bis jetzt auch noch nicht eindeutig auszuschließen.


Die Fortsetzung von den Ursachen folgt...:)



Bis demnächst,
Louisa


Lied des Tages: Will Sturgeon-Islands
http://www.youtube.com/watch?v=owg8l0F12-k

Montag, 9. Dezember 2013

Krankheitsbild: Depression

Teil I


Jetzt wirds mal theoretisch-aber ich hoffe trotzdem nicht langweilig!:)
Für unseren nächsten, heutigen Seminartag, sollten wir jeweils einen Vortrag über ein Krankheitsbild vorbereiten, was es auf unserer Einsatzstelle gibt. Mir hat es viel Spaß gemacht, den Vortrag vorzubereiten und für die Informationen Fachbücher zu lesen, da ich somit die Gelegenheit hatte, meine bisherigen Erfahrungen mit dem theoretischen Wissen zu verbinden, und weil ich mir einiges jetzt mehr erklären kann. Tatsächlich musste ich mich auch bemühen, nicht zu viel zu erzählen und es im Rahmen zu halten.
Und ich dachte mir, es wäre jetzt auch ein guter Anlass hier über die Erkrankung Depression zu schreiben, auf der der Schwerpunkt meiner Station liegt. Ich werde das Thema ähnlich wie in meinem Vortrag zerteilen, d.h. in diesem ersten Teil soll es um erst mal um allgemeine Informationen, um die Definition und um die Verlaufsformen gehen. Danach komme ich dann noch zu den Symptomen, zu den Ursachen, zu den therapeutischen Ansätzen, und was ich über den Umgang gegenüber depressiven Menschen gelernt habe. Als Zusatzpunkt und damit es nicht zu theoretisch wird, habe ich mir gedacht, erzähle ich euch auch nochmal von ein, zwei Patienten auf meiner Station bzw. wie es bei ihnen dazu gekommen ist, das sie eine Depression haben.
Ich hoffe doch sehr, dass es euch interessiert und, dass ihr besser nachvollziehen könnt, um was es sich bei einer Depression eigentlich dreht.


Die Depression gehört zu den häufigsten Krankheiten. Fast jeder Fünfte (Frauen sogar noch mehr) sind 1 mal im Leben davon betroffen. Beschriebene Symptome, die auf eine Depression zutreffen, wurden schon im 5 Jhdt. v. Chr. datiert, was die Theorie es würde sich bei einer Depression um eine moderne Erscheinung drehen, da viele Menschen nicht mehr mit dem Lebensstil des 20. und 21 Jhdt. zurecht kommen würden, wiederlegt. 
Definieren lässt sich die Erkrankung als eine Gemütskrankheit oder als Störungen der Stimmungsregulation. Da man depressive Menschen mit Adjektiven wie freudlos, energielos, hoffnungslos etc. beschreiben kann, wird die Depression auch als Krankheit der "-losigkeit" anerkannt. Zu der Definition gehört aber nicht nur dazu, was eine Depression ist, sondern auch gerade, was eine Depression nicht ist. Eine Depression ist weder ein Stimmungstief, noch eine Trauer oder eine Geisteskrankheit. Stimmungsschwankungen sind normal und gesund, denn sie gehören zum Leben dazu. Gesunde Menschen erkennen jedoch, welche Faktoren diese Schwankungen hervorrufen, sie wissen wie sie damit umzugehen haben und sie haben die Aussicht, das es auch wieder besser wird. Auch der Trauerprozess, der nach mehrere Arten von Schicksalsschlägen von statten geht, gehört zum gesunden Leben dazu und er ist in allgemeine Phasen unterteilt, die für jeden zutrifft. Eine Geisteskrankheit ist es schließlich deswegen nicht, da der Verstand, obwohl viele Patienten eine Verminderung der Funktion des Verstandes erleben, nicht direkt betroffen ist.

Die Erkrankung Depression kann verschiedene Verlaufsformen annehmen, wobei ich hier jetz nur auf die wichtigsten eingehen möchte. Bei einer einzelnen depressiven Episode, die min. 2 Wochen anhält, spricht man von einer depressiven Störung. Das Gegenteil dazu ist die rezidivierende (wiederkehrende) Depression, bei der sich die Patienten in der Zwischenphase vollständig gesund fühlen, und nach einiger Zeit (man spricht immer von einem Zeitfenster von einem halben Jahr) einen Rückfall erleiden. Eine sehr wichtige Unterscheidung ist zudem die, zwischen einer unipolaren und einer bipolaren Störung. Bei einer bipolaren Störung kennen die Patienten beide Extreme, sprich beide Pole- die Manie und die Depression. Denn Depressionen an sich, können auch ohne das andere Extrem der Manie auftreten, wohingegen Manien immer mit der Depression Hand in Hand gehen. Als letztliche wichtigere Sonderform kann man die wahnhafte Depression nennen, in der Patienten z.B. unter einem Schuldwahn oder Verarmungswahn leiden. Bei der Frage, um welche Art der Depression es sichbei einem Patienten dreht, muss man sie individuelle nach dem Schweregrad und dem Verlauf  beurteilen.


Bis demnächst,
Louisa



Lied des Tages: Ron Sixsmith- Maybe this Christmas